Nimm meine Niere, aber nicht mein Smartphone

Keine Frage, in dieser verrückte Zeit, in der wir wegen COVID-19 auf so viel verzichten sollen und in der wir soziale Kontakte einschränken müssen, sind uns unsere Smartphones und Computer plötzlich gefühlt noch viel kostbarer für uns. Sie ermöglichen es uns uns mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben und legen uns digital die Welt zu Füßen. YouTube-Videos entführen uns in ferne Länder in die wir gerade nicht reisen dürfen und per Messenger und Videotelefonie halten wir neuerdings unserem Kaffeeklatsch. Aber wer würde so weit gehen, sich eine Niere entfernen zu lassen, nur um sein Smartphone nicht zu verlieren?

Eine von OnePoll für OnePlus durchgeführte Umfrage unter 9.000 Smartphone-Nutzern (18-35 Jahre) in Europa kam zu dem Ergebnis, dass die Europäer wirklich sehr stark an ihren Handys hängen. Bei der Frage, wofür sie ihr Smartphone eintauschen würden, kamen dann auch wirklich erstaunliche Antworten. So gaben 44 der deutschen Befragten an, lieber eine ihrer Nieren aufzugeben als das Smartphone, prozentual mehr als in Frankreich und Italien zusammen! In ganz Europa würden sogar fünf Prozent lieber ihren Partner als ihr Handy aufgeben!

Ich bin ja wirklich ein Nerd und Technikfreak, aber nie würde mir die Idee kommen, Organe zu spenden, um mein Smartphone nicht zu verlieren! Diese Studie und vor allem diese Aussage haben mich wirklich irritiert.

Ja, ich habe einmal von einer guten Freundin gehört, dass sie für eine neue Fendi Tasche sterben würde. Wobei mich an ihrer Stelle ja eher der Preis einer solchen Designerhandtasche dem Tode näher bringen würde. Aber dasselbe denkt sie auch, wenn ich über tausend Euro für ein iPhone oder iPad ausgebe! Jeder hat eben seine Leidenschaften! Dennoch ist so etwas natürlich nur dahingesagt und drückt nur die Größe des Wunsches aus, eine solche „It-Bag“ zu besitzen. Aber wer kommt auf die Idee, ein Organ spenden zu wollen, nur um das Smartphone nicht aus der Hand legen zu müssen?

Doch je länger ich über diesen Vergleich nachdenke, desto mehr sinkt ehrlich gesagt meine Empörung. Denn mir wird schnell klar, wie sehr wir alle längst von unsren kleinen und großen Computern abhängig geworden sind. Und da nehme ich mich auf keinen Fall aus. Der Blick auf meine tägliche Bildschirmzeit spricht Bände! Und wenn man sich selbst eingesteht, wie oft dieses Smartphone jeden Tag in unserer Hand liegt und wie oft wir auf diesen kleinen Bildschirm starren, dann schrumpft die Empörung doch schnell, dass jemand einen solchen krassen Vergleich gezogen hat. Denn das Handy für immer abzugeben, dass können sich ehrlicherweise wohl nur die wenigsten von uns vorstellen.

Müssen wir uns also eingestehen, dass viele von uns unter sogenannter „Nomophobie“ leiden, also Angst davor haben, kein Smartphone benutzen zu können? Die Antwort lautet:  ja. Auch das wurde in der besagten Studie übrigens gefragt – mit einem eindeutigen Ergebnis. Die Briten spüren die Angst wohl am stärksten. 32 Prozent würden sich selbst die Diagnose Nomophobie stellen – mehr als in jedem anderen europäischen Land. Auch 30 Prozent der Befragten aus Spanien gaben an, unter Nomophobie zu leiden. In Deutschland stimmten dieser Aussage immer noch knapp 25 Prozent zu.

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